Wohnungsbau: Grassau zeigt auf was möglich ist

Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari. Screenshot sts
Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari. Screenshot sts

13. Juni 2021

Bürgermeister Stefan Kattari erläutert Maßnahmenplan für SPD-Wohnbau-Kampagne „Chiemgau. Aber bezahlbar!“

Landkreis Traunstein. Die Wohnbau-Kampagne der Kreis-SPD hat mittlerweile Fahrt aufgenommen. Nach einer Kick-Off-Veranstaltung und verschiedenen Ergebnis-Vorstellungen, machte sie jüngst „virtuell“ Station in Grassau. Im Rahmen einer öffentlichen Online-Konferenz stellte Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari den „gelebten“ Maßnahmenplan zur Schaffung von Wohnraum vor.

Wohnraum ist knapp und bezahlbarer Wohnraum noch knapper. Die SPD im Landkreis hat das Thema erkannt und mit ihrer Wohnbau-Kampagne „Chiemgau. Aber bezahlbar!“ nicht nur ein Zeichen gesetzt, sondern schon konkrete Maßnahmenpläne ausgearbeitet wie stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender Sepp Parzinger sie jüngst vorgestellt hatte. Auf ihrer „Roadmap“ haben sie nun den nächsten Meilenstein erreicht und sich mit Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari einen weiteren Fachmann „ins Boot“ geholt. Erst seit einem Jahr im Amt, betonte Stefan Kattari, dass er vor allem auf die Vorarbeit seiner Vorgänger Raimund Schupfner und Rudi Jantke aufbauen könne. Sie waren es, die durch kluge Entscheidungen die „Weichen richtig gestellt“ hatten, so Kattari. Unter seinen direkten Vorgängern, die ebenfalls der SPD angehörten, wurden Ansiedlungsmodelle entwickelt, um Einheimischen Baugrundkäufe zu ermöglichen. Diese Einheimischenmodelle wurde so gestaltet, dass sie auch den neueren EU-Richtlinien entsprachen. „Auch im Sinne des Vereinslebens war es uns wichtig, hier die Grundlange zu schaffen“, so Kattari. Engagierte Grassauer, die etwa bei der Feuerwehr ihren ehrenamtlichen Dienst verrichten, möchte man natürlich am Ort halten und dazu brauche es ein Instrumentarium, das auch für die Wohnraumsuche tauglich sei. Eigens dazu wurden verschiedene „Säulen“ geschaffen, welche dieses Werk tragen. So müssen die Bauwilligen mindestens fünf Jahre in Grassau gelebt haben. Dabei sei man natürlich auch offen, für ortsfremde „Neu-Grassauer“, die sich in Ort und Gemeinschaft einbringen wollen. Zudem lege man Wert auf möglichst lange Bindungsfristen. Wer ein Haus erwirbt oder baut, sollte diese auch mindestens 20 Jahre besitzen, bevor er es wieder veräußert. Damit gebietet man Spekulanten Einhalt. Um den knappen Wohnraum optimal zu nutzen, beabsichtigt Stefan Kattari künftig eine Regelung zu etablieren, die auf Grundstücken möglichst nur Doppelhäuser zulässt.

Ein weiteres mächtiges Instrument, welches man in Grassau nutze, diene der Eindämmung von Zweitwohnsitzen. „Wir möchten keinen Luxus bedienen“, erklärte der Grassauer Bürgermeister. Zweitwohnsitze werde daher entsprechend mit zusätzlichen Abgaben belegt. Mit Erfolg: in Relation zur Gemeinde in Schleching, wo bei 2000 Einwohnern 300 Zweitwohnsitze vorliegen, könne man in Grassau zwar die gleiche Zahl an Zweitwohnsitzen nachweisen, aber bei über 6800 Einwohnern. Ähnlich gehe man bei Immobilienbesitzern vor, die ihr Wohneigentum nicht als Hauptwohnsitz nutzen. Auch hier werde ein monatlicher Obolus für den Leerstand abverlangt. Zu seinem neuen Konzept gehört auch noch der gezielte Bau von Mietwohnungen. Hierbei nutzt die Marktgemeinde die Möglichkeiten der kommunalen Wohnbauförderung, die es mittlerweile gibt, um günstigen Wohnraum zu schaffen, der dann für Grassauer zur Verfügung gestellt werde.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurden verschiedenste Aspekte beleuchtet. Hermann Schätz aus Traunstein appellierte an die Kommunen, verstärkt Erbpacht-Modelle anzubieten. Damit könnten die Immobilien im Besitz und der Verfügungsgewalt der Kommunen bleiben, auch wenn die Pächter nicht mehr da sind. Veräußerungen an Spekulanten könnten so vermieden werden. Die vielen leerstehenden Wohnungen im Landkreis sprach Klaus Buntkiel-Kuck aus Altenmarkt an. Oft wäre vielleicht auch ein Eigeninteresse vorhanden, den brachen Wohnraum im eigenen Haus weiterzuvermieten. Hier könnte die Kommune durchaus proaktiv auf die Häuserbesitzer zugehen. Den Spekulanten Einhalt zu gebieten, forderte auch der ehemalige Traunsteiner Oberbürgermeister Christian Kegel. Er nannte als abschreckendes Beispiel den Verkauf des ehemaligen Ladengeschäftes Juhasz an prominenter Stelle mitten am Stadtplatz in Traunstein. Tatenlos musste hier die Stadt zusehen, wie wertvoller Wohnraum viele Jahre brach lag, während der Besitzer eine stetig an Wert wachsende Investition dem Markt vorenthielt.
Zum Schluss machte Sepp Parzinger auf die nächste Veranstaltung in der Wohnraum-Kampagnen-Serie aufmerksam. Am 30. Juni wird Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann über aktuelle Konzepte zur Verbesserung der Wohnraumsituation berichten. -sts

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